Pforzheim (Stadtkreis)(PF)

Baden-Württemberg

Pforzheim – Ein außergewöhnlicher Einsatz für den Veterinärdienst der Stadt Pforzheim: Eine Amtstierärztin und eine Veterinärhygienekontrolleurin haben einen grünen Leguan gerettet, der von seinem Halter in einer verlassenen Wohnung zurückgelassen wurde. Das Tier befindet sich mittlerweile in einer spezialisierten Reptilienauffangstation, wo es sicher betreut wird.

Aufmerksamer Vermieter alarmiert Behörden

Ein aufmerksamer Vermieter meldete den Fund des Tieres in der leerstehenden Wohnung der Behörde. Bei der darauffolgenden behördlichen Begehung konnte der Leguan untersucht werden. Dank der Umsicht des Vermieters, der die Heizung eingeschaltet und Wasser sowie Futter bereitgestellt hatte, war der Leguan in einem guten und wehrhaften Zustand.

Das Einfangen des Tieres verlief problemlos, und es wurde gut gesichert vor den winterlichen Temperaturen in behördliche Obhut übergeben.

Appell an Tierhalter: Verantwortung übernehmen

Dr. Reinhold Tholen, Leiter der Abteilung Veterinärdienst und Lebensmittelüberwachung der Stadt Pforzheim, verurteilt das Verhalten des ehemaligen Halters:
„Das Zurücklassen von Haustieren ist nicht nur gesetzlich verboten, sondern auch moralisch nicht zu rechtfertigen. Wir appellieren an alle Tierhalter, bei Problemen frühzeitig professionelle Hilfe zu suchen.“

Dank des schnellen Handelns konnte der Leguan in die Reptilienauffangstation Gossweiler Stein gebracht werden. Dort wird er versorgt, bis eine dauerhafte Vermittlung organisiert werden kann.

Breites Aufgabenspektrum des Veterinärdienstes

Die Abteilung Veterinärdienst und Lebensmittelüberwachung der Stadt Pforzheim, die dem Amt für öffentliche Ordnung untersteht, ist nicht nur für den Tierschutz zuständig. Ihr Aufgabenspektrum umfasst auch die Lebensmittelüberwachung, die Förderung der Tiergesundheit sowie den Umgang mit gefährlichen Hunden.

Quelle Pressemitteilung: Stadt Pforzheim

Newsflash: Pforzheim und Region

Die Kollmar & Jourdan AG war eines der bedeutendsten Schmuckunternehmen in Deutschland mit internationaler Reichweite. Das Unternehmen, das 1885 gegründet wurde, produzierte bis zu seiner Insolvenz 1978 eine Vielzahl von Schmuckstücken und beschäftigte bis zu 1.700 Mitarbeiter. Die Firma war an den Börsen in Frankfurt und Stuttgart notiert und spielte eine zentrale Rolle in der Pforzheimer Schmuckindustrie.

Geschichte

Gründung

  • 1885: Die Kollmar & Jourdan AG wurde von Emil Kollmar (* 1860, † 1939) und Wilhelm Jourdan (* 1855, † 1925) gegründet. Zu Beginn fertigten sie in Handarbeit vergoldete Nickelketten mit einem kleinen Team von sechs Mitarbeitern.

  • Industrialisierung: Emil Kollmar erkannte die Notwendigkeit der industriellen Fertigung und brachte Maschinen aus den USA nach Pforzheim, die eine effizientere Produktion von Schmuckketten ermöglichten. Dies führte zu einer raschen Expansion des Unternehmens. Bis 1889 beschäftigte die Firma bereits 150 Mitarbeiter.

  • Weltausstellung 1900: Kollmar & Jourdan wurde auf der Weltausstellung in Paris mit einer goldenen Medaille für ihre Produkte ausgezeichnet.

Umwandlung in eine Aktiengesellschaft

  • 1898: Das Unternehmen wurde in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 600.000 Mark umgewandelt. Die ersten Vorstände waren Emil Kollmar und Wilhelm Jourdan. Wilhelm Jourdan schied jedoch aus Gesundheitsgründen noch im selben Jahr aus, und Emil Kollmar führte das Unternehmen allein weiter.

Aufstieg

  • Expansion: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts expandierte das Unternehmen erheblich und eröffnete mehrere Fabriken:

    • 1900: Neue Fabrik in Mühlhausen an der Würm.
    • 1902: Neubau eines Fabrikgebäudes in der Bleichstraße 81 in Pforzheim im Jugendstil.
    • 1908: Werk in Boxberg im Odenwald.
    • 1912: Werk in Neckarbischofsheim.
  • Mitarbeiter: 1914 beschäftigte das Unternehmen über 1.700 Personen.

Weltwirtschaftskrise und Wiederaufbau

  • 1929-1931: Aufgrund der Weltwirtschaftskrise musste das Unternehmen seine Zweigwerke schließen. Nach dem Tod von Emil Kollmar 1939 übernahmen seine Söhne Max Kollmar und Reinhard Kollmar die Leitung. Sie führten das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg wieder erfolgreich.

Niedergang

Eröffnung des Konkursverfahrens

  • 1977: Die Hardy-Sloman Bank GmbH, Mehrheitsaktionärin des Unternehmens, stellte ihre Kredite fällig, was zu einer Zahlungsunfähigkeit führte. Am 14. September 1977 beantragte Kollmar & Jourdan beim Amtsgericht Pforzheim ein gerichtliches Vergleichsverfahren, um den Konkurs abzuwenden. Am 1. November 1977 wurde das Anschlusskonkursverfahren eröffnet.

Insolvenzgründe

  • Fehlentscheidungen und Überproduktion: Der Insolvenzverwalter Dr. Volker Grub identifizierte als Gründe für die Insolvenz die Vernachlässigung der Schmuckkollektion und eine übermäßige Produktion von weniger rentabler Doublee-Ware. Auch die Verwaltung war für das Unternehmen überdimensioniert.

  • Bankenproblematik: Der Vorstand der Bank war gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender bei Kollmar & Jourdan. Der Bank gelang es, durch Maßnahmen wie Factoring und die Kündigung des Kreditengagements, die Liquidität des Unternehmens zu belasten.

Auflösung des Unternehmens

  • 1978: Das Konkursverfahren führte zur Zerschlagung des Unternehmens. Die Produktion wurde an andere Firmen verkauft: die Edelschmiede Zwickau übernahm die Schmuck- und Uhrbänder-Fertigung, Hampton-Jane Burghardt GmbH die Kettenfertigung und Hema-Optik GmbH die Brillenfertigung.

  • Verkauf des Gebäudes: Der Konkursverwalter verkaufte das Anwesen an die Einrichtungsfirma Schmitt und Charissé für 2,6 Millionen DM. 2004 erwarb die Stadt Pforzheim das Gebäude und nutzte es für das Technische Museum der Pforzheimer Schmuck- und Uhrenindustrie, die Pforzheim Galerie und die Carlo-Schmid-Schule.

Ende des Konkursverfahrens und Reformforderungen

  • 1980: Das Konkursverfahren wurde abgeschlossen, und die nicht bevorrechtigten Gläubiger erhielten eine Quote von 96 Prozent. Der Journalismus und die Stuttgarter Zeitung nutzten den Fall als Beispiel für die Notwendigkeit einer Reform des Konkursrechts. Die neue Insolvenzordnung von 1999 wurde dieser Forderung gerecht, jedoch zu spät für Kollmar & Jourdan.

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